Tu es Petrus - SAN PIETRO IN VATICANO


Fassade
Paul V. ordnete eine Verbindung zwischen der Peterskirche und dem Vatikanischen Palast an. Dadurch musste die linke Fassade verbreitert werden; die Höhe allerdings konnte nicht verändert werden, weil dadurch die Kuppel verdeckt worden wäre. Maderno versuchte daher, diese unglücklichen Proportionen durch mächtige Gliederungen von Säulen, Loggien und Fenster etc. auszugleichen. Dominiert wird die Fassade durch die 13 oben thronenden, 5,70m hohen Statuen Jesu, Johannes des Täufers sowie den Aposteln (1612 ausgeführt). Die beiden Uhren über den Glockentürmen stammen aus dem 19. Jahrhundert.

Vorhalle/Bogengang
Die Vorhalle ist 71m breit und verdient eine eingehende Betrachtung. Das bronzene Hauptportal von Filarete zierte bereits Alt-St.Peter und stammt aus den spätmittelalterlichen Jahren 1433 – 1445. Dargestellt sind u.a. der Erlöser, die Gottesmutter sowie Szenen aus dem Leben des Petrus und Paulus.
Ebenfalls als Überbleibsel des alten Baus ist das Navicella-Mosaik von Giotto über dem Mittelportal angebracht, das „Schiff im Seesturm“. Das Mosaik wurde im 17. Jh. stark restauriert.
Zu beiden Stirnseiten sind etwas abgeschottet zwei Reiterstandbilder zu sehen, links Karl der Große (1720 – 1725), rechts Kaiser Konstantin (1654 – 1670), ein Werk Berninis.
Auf der linken Seite trifft man auf ein modernes Werk des Bildhauers Giacomo Manzù, das „Tor des Todes“. Das auf der rechten Seite gelegene Tor ist die vermauerte Heilige Pforte [2], die Porta Santa, die nur im Heiligen Jahr (also mittlerweile im 25-Jahre-Rhythmus) vom Papst geöffnet wird.

Innenraum

Länge: 187m
Kuppelraumhöhe: 119m
Grundfläche: 15 160m²

Zum Vergleich mit anderen Kirchenbauten sind deren Längenmäße im Fußboden angegeben.
Vor dem Mittelschiff stehen zwei von Putten gestützte Weihwasserbecken aus dem 18. Jh. Das Mittelschiff selbst zeigt Statuen einiger wichtiger Ordensgründer bzw. Ordensgründerinnen.
Wenige Meter vom Hauptportal entfernt ist eine rote Porphyrscheibe in den Fußboden eingelassen; sie gab in Alt-St.Peter die Stelle an, wo der Frankenkönig Karl der Große ("Charlemagne", Karolus Magnus) am Weihnachtstag des Jahres 800 von Leo III. zum römischen Kaiser gekrönt wurde.

Rechtes Seitenschiff:
Michelangelos weltberühmte Pietà [3] ist seit 1972 durch Panzerglas geschützt, da ein Irrer mit einem Hammer auf sie losgestürmt war und sie stark beschädigt hatte. Sie diente als Grabstatue für Kardinal Jean de Bilhères de la Groslave. Ein Band über der Brust Mariens zeigt uns die einzige Skulpturensignatur Michelangelos : MICHAEL ANGELUS BONAROTUS FLORENT(inus) FACIEBAT.
Die zweite Kapelle ist dem Heiligen Sebastian [5] gewidmet; über dem Altar findet sich ein Mosaik; die meisten Gemälde wurden im Laufe der Zeit durch Mosaikwiedergaben aus der Mosaikschule des Vatikans ersetzt, die Originale sind in den Vatikanischen Museen zu bewundern.
Markgräfin Mathilde von Tuszien [6] spielte in Auseinandersetzungen zwischen Kaiser und Papst im 11. Jh. eine gewichtige Rolle; die Ehre, im Petersdom bestattet zu werden, verdankte sie Papst Urban VIII., der darauf bestand.
In der Sakramentskapelle [7] findet sich ein weiteres Werk Berninis, ein vergoldeter Bronzetabernakel.
Über dem Altar der Gregorianischen Kapelle [8] ist das Fresko der „Madonna der guten Hilfe“ (Madonna del Soccorso) zu finden, das Alt-St.Peter ebenfalls kennen gelernt hat; der Name der Kapelle bezieht sich auf Papst Gregor XIII., den großen Kalenderreformer des 16. Jahrhunderts, der diese Kapelle erbauen ließ.
Im rechten Teil des Querhauses tagte das 1. Vatikanische Konzil (1869/70) mit etwa 650 Bischöfen, das hier am 8. Dezember 1869 eröffnet wurde; das 2. Vatikanische Konzil (1962-65) musste wegen mehr als 3000 teilnehmenden Bischöfen ins Langhaus verlegt werden
Im Durchgang zur Kapelle des Hl. Erzengels Michael [13] – mit einer Mosaikkopie von Guido Reni – liegt rechts das Grabmal Klemens‘ VIII., ein Jugendwerk Canovas (18. Jh.)

Die Apsis:
Die Cathedra [16] (1657 - 1666), der Lehrstuhl Petri, zeigt den Bischofsstuhl, auf dem Petrus selber gesessen haben soll (Untersuchungen ergaben, dass das Eichenholz und das – die Taten Herkules‘ zeigende – Elfenbein aus karolingischer Zeit stammen, nur Teile des Akazienholzes sind älter); er diente bereits Karl dem Großen als Thron; über seiner Rückenlehne, auf der die Szene der Schlüsselübergabe Petri durch Christus dargestellt ist, halten zwei Putti die päpstlichen Embleme, die Schlüssel und Tiara, der Stuhl selbst wird von 4 Kirchenlehrern gestützt, zwei der griechischen Kirche (Athanasius und Johannes Chrysostomos), zwei der lateinischen (Ambrosius und Augustinus) als deutliches Zeichen für die katholische Universalität; darüber schwebt die so bekannte Taube in einem strahlenreichen Alabasterfenster aus vergoldetem Stuck; die Cathedra wird von zwei Säulen aus afrikanischem Marmor umgeben, die noch aus Alt-St.Peter stammen.
Zu beiden Seiten der Cathedra liegen die Grabmäler Urbans VIII. Barberini [15] (von Bernini) und Paulus III. (von Guglielmo Della Porta) [17]

Linkes Seitenschiff:
In der Capelle della Colonna [18] wird durch ein Marmorrelief gezeigt, wie Papst Leo den Hunnenkönig Attila zur Umkehr bewegt; hier soll sich auch der Leichnam Leos befinden.
Im linken Seitenschiff liegt das Grabmal Alexanders VII. [20]; an dieser Stelle existierte bereits eine Tür in der Wand. Bernini ließ sie in den Raum vorverlegen, erklärte sie zur Pforte ins Jenseits und hängte einen aus Stein gemeißelten Vorhang darüber, den ein Skelett mit Sanduhr anhebt
In der Klementinischen Kapelle [27] findet sich das einzige protestantische Kunstwerk von Sankt Peter: Der Däne Bertel Thorvaldsen hat das Denkmal von Pius VII. [28] entworfen, was Aufsehen erregte, da es der erste Auftrag für den Petersdom an einen protestantischen Künstler war.
Vor der Chorkapelle ist eine Mosaikkopie von Raffaels Verklärung Christi zu sehen, wobei man zwei Mal hinschauen muss, ob es sich tatsächlich um ein Mosaik handelt. Das Original steht in der Pinakothek der Vatikanischen Museen und ist nicht minder beeindruckend.
Vor der Capelle della Presentazione [33] ist Innozenz VIII. bei seinem Grabmal zweimal dargestellt, einmal thronend und einmal liegend; es ist als Einziges aus Alt-St.Peter übernommen worden und zeigt den gravierenden Unterscheid beider Kunstwerke verschiedener Zeiten.
Die Taufkapelle [36] beherbergt ein antikes Becken aus rotem Porphyr, das einst den Sarkophag Kaiser Ottos II. (998 gest.) bedeckt und Jahrhunderte davor Teil des Grabmals Kaiser Hadrians auf der Engelsburg gewesen sein soll.

Kuppel:
Die Kuppel, 1593 von della Porta vollendet, besitzt 16 Fenster; mit einem Durchmesser von 42,3m ist sie etwas kleiner als die des Pantheon.
Sie wird von 4 fünfeckigen Pfeilern getragen, die den gewaltigen Durchmesser von 24m haben sowie einen Umfang von 71m.
Der Kuppelring gibt in 2 Meter hohen, goldenen Buchstaben auf lateinisch wieder:
TU ES PETRUS ET SUPER HANC PETRAM AEDIFICABO ECCLESIAM MEAM ET TIBI DABO CLAVES REGNI CAELORUM. - Du bist Petrus und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen und ich werde dir die Schlüssel des Himmelsreiches geben.
Sie ist zusammengesetzt aus der inneren Raumkuppel und der äußeren Schutzschale, über der sich die Laterne erhebt, womit sie eine Gesamthöhe von 137,5m erreicht.
Die oberen Bildfelder werden von Engeln eingenommen, ihnen folgen Häupter der Kerubim, Engel mit den Leidenswerkzeugen Christi, sowie Christus und Maria im Kreis der Apostel.
Auf den großen Mosaikmedaillons sind die vier Evangelisten dargestellt; die Maße kann man sich etwas verdeutlichen, indem man einen Blick auf die Feder des Evangelisten wirft, die eine Länge von 1,50m hat. In Sankt Peter kann man sich in den Größenverhältnissen rasch verlieren.
In den Pfeilernischen sind vier Barockstatuen aus Carrara-Marmor angebracht samt den zugehörigen Reliquien in den Loggien darüber: Hl. Veronika [21] (das Christus gereichte Schweißtuch), Hl. Helena [22] (die große "Sammlerin" an Reliquien; Holzsplitter des Kreuzes), Longinus [11] (die Lanze, mit der er die Seite Christi durchbohrte), Andreas [23] (sein Haupt; fehlt seit 1966, es wurde der orth. Diözese von Patras geschenkt, dem Sterbeort von Andreas, zum Zeichen der christlichen Einheit)
Über die Galerie im Innern des Tambours (Mauerring mit den Doppel-Pilastern), über enge und steile Treppen (330 Stufen) erfolgt der Aufstieg zum Dach; wahlweise kann man auch gegen eine höhere Gebühr mit dem Aufzug fahren (Eingang außen neben der Gregorianischen Kapelle). Sehr eindrucksvoll ist der Aufstieg auch durch die Schräge, die durch die Kuppel bedingt ist.
Am Longinus-Pfeiler findet man eine Bronzesitzstatue von Petrus [10] mit segnender Hand (evtl. 13. Jh. Arnolfo di Cambio), dem die Gläubigen durch Handberührung/Küsse den rechten Fuß blankpoliert haben; diesem wurde zum Schutz eine Manschette angebracht

Papstaltar:
Der Altar aus weißem Marmor wird von einem 29m hohen Bronzebaldachin (1624 – 1633) überdacht; die Bronze stammt von den Bronzeverkleidungen der Vorhalle des Pantheons, die auf Befehl Urbans VIII. aus dem Hause Barberini abgetragen wurden, was zum Spottvers geführt hat: Quid non fecerunt barbari, fecerunt Barbarini - Was die Barbaren nicht getan haben, das haben die Barbarini getan. Der Baldachin wird von vier gewundenen Säulen gehalten, die an den Tempel Salomos erinnern sollen.
95 vergoldete Öllampen erleuchten mit Ewigen Lichtern die Confessio, den tieferliegenden Raum vor dem Petrusgrab

Sacre Grotte Vaticane:
Sie entstand dadurch, dass Antonio de Sangallo vor 1546 den Fußboden um ca. 3,20m höher legen musste, um die Kirche vor Feuchtigkeit zu schützen.
In ihr befinden sich zahlreiche Ruhestätten verschiedener Päpste, Könige und Kardinäle.
Ein Christusmosaik aus dem 9. Jh. schmückt die Nische, in der Pallien aufbewahrt werden; unter dieser Palliennische befindet sich das Petrusgrab; es ist nur bei einer Sonderführung durch die antike Nekropole zu sehen, was lohnenswert ist, auch wenn die Luftfeuchtigkeit dort unten ins Unendliche schießt.
Ausgrabungen: Pius XII. (1940 1957) gab den Auftrag für die Ausgrabungen (Scavi) unterhalb der Peterskirche; die alte Gräberstadt am Vatikanischen Hügel wurde zutage gebracht, ebenso wurden Fundamente von Alt-St.Peter entdeckt.

Info: Für eventuelle inhaltliche Fehler bitte ich um Nachsicht - jede meiner vielfältigen Quellen behauptet einen anderen Standpunkt. Leider scheint selbst bei so etwas Massivem Uneinigkeit zu herrschen.
Das Copyright liegt bei Jessica

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